Zuversicht Woche 11: „Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken“

dpa/Jens Kalaene

Und der HERR sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.

Und Gott sagte zu Noah und seinen Söhnen mit ihm: Siehe, ich richte mit euch einen Bund auf und mit euren Nachkommen und mit allem lebendigen Getier bei euch. … Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich geschlossen habe zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier bei euch auf ewig: Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. Und wenn es kommt, dass ich Wetterwolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, dass hinfort keine Sintflut mehr komme, die alles Fleisch verderbe.
1. Mose 8,21–22; 9,8–10.12–15

Liebe beständig Verzichtende,

ich hoffe und wünsche, dass Sie weiterhin zuversichtlich mit der Situation umgehen können, in der wir uns befinden. Der Radius, in dem wir uns bewegen sollen, wird ganz langsam wieder größer. Die Freiheit aber, die wir vor der Corona-Krise hatten, ist noch längst nicht wieder erreicht. Ganz gleich, ob die Geschichte von der Sintflut ein Mythos ist oder nicht: Haben Sie sich jemals gefragt, wie es sich für Mensch und Tier angefühlt haben muss, nach Monaten in der Arche irgendwann endlich wieder rauszudürfen? Wie kann man sich das vorstellen? Eher so wie die Kälber, die im Frühling den Stall verlassen und Sprünge vollführen, als wollten sie gar nicht mehr auf den Boden zurück? Oder eher tastend und vorsichtig, so als traue man dem Frieden nicht recht? Ich kann mir beides gut vorstellen.

Auch wir erleben beides in diesen Tagen: Die Freude an den neuen Möglichkeiten und die Furcht vor dem, was diese Freiheiten bewirken könnten. Wir haben es in der Hand, wie verantwortlich wir miteinander umgehen. Und ehrlich gesagt: Wir haben auch schlechte Erfahrungen damit gemacht, was Menschen mit ihrer Freiheit anstellen. Als Gott sah, dass „das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens böse“ war, gestand er sich ein, einen Fehler mit der Erschaffung des Menschen gemacht zu haben. So erzählt es die Geschichte von der Sintflut in der Bibel. Den Ärger Gottes kann man gut verstehen, es ist geradezu eine „menschliche“ Reaktion. Gott reagiert allerdings ausgesprochen radikal: Alles Leben wird in einer Flut ertränkt. Gleichzeitig sorgt Gott dafür, dass es anschließend neu beginnen kann: In der Arche werden genügend Lebewesen gerettet.

Die Flut geht zurück, Menschen und Tiere verlassen die Arche, und dann steht haargenau dieselbe Formulierung, die zur Sintflut führte, wieder da: Gott erkennt: „Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse“ (1. Mose 6,5 und hier 1. Mose 8,21). Aber diesmal ist Gottes Reaktion genau die entgegengesetzte: Diesmal kündigt Gott an: Es soll niemals mehr zu Ende sein mit dem, was die Erde ausmacht: Heiß und kalt, Tag und Nacht, Säen und Ernten sollen nicht aufhören.

Es ist ausgesprochen tröstlich, dass Gott sein Verhältnis zu Menschen und Welt hier ändert. Der Mensch bleibt, wie er ist, aber Gott schaut nun bewahrend auf seine Erde. Und so schließt Gott einen ewigen Bund mit allem, was lebt, und besiegelt sein Versprechen mit einem Zeichen, das man immer wieder und überall sehen kann, dem Regenbogen. Besonders spannend finde ich, dass der Text betont, dass es nicht nur für die Menschen ein Zeichen für den Bund Gottes ist. Gott selbst will sich durch den Regenbogen immer wieder daran erinnern lassen, was er versprochen hat: „Und wenn es kommt, dass ich Wetterwolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch.“ Jeder Regenbogen ist eine Erinnerung daran, dass Gott es gut meint mit seiner Schöpfung.

Haben Sie in den letzten Tagen Regenbögen entdeckt? Es hat ja endlich wieder geregnet im Lande, da waren die Chancen groß. Aber viele Menschen malen auch Regenbögen als Hoffnungszeichen an ihre Fensterscheiben. Meistens sind es Familien mit Kindern, aber man hat durchaus schon von reinen Erwachsenenhaushalten gehört, die damit ihre Zuversicht ausdrücken möchten. Darum lautet auch meine Wochenaufgabe ganz konkret: Malen Sie einen Regenbogen! Wenn Sie ihn nicht an Ihr Fenster malen möchten, nutzen Sie Kreide und den Gehweg vor Ihrem Haus! Oder Sie malen ihn auf Papier und hängen ihn dann sichtbar auf. Lassen Sie sich etwas einfallen, dass auch andere Menschen ihn sehen können!

Wenn Sie mögen, machen Sie ein Foto davon und schicken Sie das an coronagebet@evangelisch.de. Ich verspreche Ihnen, dass ich jedes Ihrer Bilder dort veröffentlichen werde. Auch Bilder von „echten“ Regenbögen sind willkommen, wenn Ihnen solche begegnen und Sie sie fotografieren. Und noch einen Tipp habe ich für Sie: Wenn Sie oder Ihre Kinder oder Enkel Spaß an Spielen mit dem Handy haben, laden Sie sich oder ihnen die App Catch A Rainbow der badischen Landeskirche herunter. Damit können Sie überall virtuelle Regenbögen malen, die von anderen Menschen entdeckt werden können. Es macht wirklich Spaß. Mehr Informationen finden Sie hier.

Wie immer in den letzten Wochen können Sie sich den Bibeltext zu dieser Mail auf unserer „Ohrenweide“ vorlesen lassen. Der Textausschnitt ist heute ein wenig anders gewählt. Aber das kann ja gerade spannend sein.

Erinnern wir uns also daran, dass Gott es gut mit uns meint. Erinnern wir uns selbst, erinnern wir andere und erinnern wir Gott daran.

Gott segne Sie!

Ihr Frank Muchlinsky