Zuversicht Woche 27: „Sieh dich um nach redlichen Leuten!“

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Am andern Morgen setzte sich Mose, um dem Volk Recht zu sprechen. Und das Volk stand um Mose her vom Morgen bis zum Abend. Als aber sein Schwiegervater alles sah, was er mit dem Volk tat, sprach er: Was tust du denn mit dem Volk? Warum musst du ganz allein dasitzen, und alles Volk steht um dich her vom Morgen bis zum Abend? Mose antwortete seinem Schwiegervater: Das Volk kommt zu mir, um Gott zu befragen. Denn wenn sie einen Streitfall haben, kommen sie zu mir, damit ich richte zwischen dem einen und dem andern und tue ihnen kund die Satzungen Gottes und seine Weisungen.
Sein Schwiegervater sprach zu ihm: Es ist nicht gut, wie du das tust. Du machst dich zu müde, dazu auch das Volk, das mit dir ist. Das Geschäft ist dir zu schwer; du kannst es allein nicht ausrichten. Aber gehorche meiner Stimme; ich will dir raten, und Gott wird mit dir sein. Vertritt du das Volk vor Gott und bringe ihre Anliegen vor Gott und schärfe ihnen die Satzungen und Weisungen ein, dass du sie lehrst den Weg, auf dem sie wandeln, und die Werke, die sie tun sollen. Sieh dich aber unter dem ganzen Volk um nach redlichen Leuten, die Gott fürchten, wahrhaftig sind und dem ungerechten Gewinn feind. Die setze über sie als Oberste über Tausend, über Hundert, über Fünfzig und über Zehn, dass sie das Volk allezeit richten. Nur wenn es eine größere Sache ist, sollen sie diese vor dich bringen, alle geringeren Sachen aber sollen sie selber richten. So mach dir's leichter und lass sie mit dir tragen.

2. Mose 18,13–22. Hier gelesen von Helge Heynold.

Liebe Mitreisende durch die Bibel,

heute habe ich für Sie eine eher unbekannte Bibelstelle ausgesucht. Sie erzählt von der Zeit, in der das Volk Israel nach seiner Flucht aus Ägypten durch die Wüste wanderte. Hier bekommt Mose Besuch von seiner Familie, die er zurückgelassen hatte. Als Mose in Midian von Gott berufen wurde, nach Ägypten zurückzukehren und das Volk Israel aus der Gefangenschaft zu führen, nahm er seine Frau Zippora und Söhne Gerschom und Eliëser zunächst mit nach Ägypten. Später aber schickte Mose sie wieder nach Midian zu seinem Schwiegervater Jitro. Mittlerweile ist das Volk Israel geflohen, wurde am Schilfmeer vor seinen Verfolgern gerettet und in der Wüste auf wunderbare Weise gespeist. Mose führt Israel als Mittler zwischen Gott und dem Volk, und Jitro nimmt seine Tochter und seine beiden Enkelsöhne, um zu Mose zu reisen.

Jitro ist ein Priester und anscheinend auch ein guter Zuhörer, denn Mose erzählt ihm ausführlich alles, was geschehen ist, und wie Gott ihn und das Volk Israel gerettet hat. Jitro ist beeindruckt. Er bringt Gott ein Opfer dar und gemeinsam gibt es ein festliches Essen. Am nächsten Morgen beginnt Moses Alltag, und Jitro schaut zu, wie Mose Recht spricht. Jitros Urteil über Moses Vorgehen dabei ist deutlich: „Es ist nicht gut, wie du das tust.“ Dadurch, dass Mose eigenhändig für das ganze Volk Recht spricht, erschöpft er damit sich und alle, die lange warten müssen. Jitros Rat: Suche dir redliche Leute, die dir helfen. Delegiere!

Wer die Geschichte liest, wird diesem Ratschlag vermutlich prompt zustimmen. Selbstverständlich kann nicht eine Person allein für die Rechtsprechung über ein ganzes Volk zuständig sein. Auch Mose hält sich tatsächlich an diesen Vorschlag seines Schwiegervaters, aber man darf fragen: Warum ist er nicht von selbst darauf gekommen? Warum hat Mose nicht gemerkt, dass er sich und andere hier unnötig müde macht? Nun, weil es nicht einfach ist, Verantwortung abzugeben. Es gibt genügend Gründe dagegen, seien sie real oder eher vorgeschoben. Fragen Sie sich einmal selbst, was Sie am ehesten davon abhält, andere an Ihrer Arbeit zu beteiligen! Hier ein paar Vorschläge: „Am besten wird es immer noch, wenn ich es selbst mache.“ „Wenn ich die Arbeit teile, teile ich auch den Lohn und den Ruhm.“ „Wenn andere es machen, könnte ich überflüssig werden.“ “Wenn andere mitmachen, kommt es zu Konkurrenzen.“ „Mir ist die Aufgabe gegeben und nicht anderen. Man verlässt sich auf mich.“ „Es wird mehr Arbeit, wenn ich die anderen erst einarbeiten muss.“

All diese Befürchtungen halten uns davon ab, Lasten vernünftig zu verteilen. Da kann man sich glücklich schätzen, wenn ein Jitro vorbeikommt und einem klar sagt, dass es nicht richtig ist, wie man gerade vorgeht. Mose folgt wie gesagt dem Ratschlag Jitros. Er setzt Richter mit verschiedenen Befugnissen ein, so dass sie sich entweder um Tausend, um Hundert, um Fünfzig oder um Zehn kümmern. Er selbst kann sich so um seine Vermittlung zwischen dem Volk und Gott kümmern. Dass Mose mit dieser Entlastung auch von seiner Macht abgibt, dürfte ihm dabei vollkommen klar sein. Aber er gibt diese Macht gern zugunsten eines funktionierenden Systems ab. Mose vernetzt die Kompetenzen.

Als Wochenaufgabe für Sie habe ich eine gewählt, die etwas eigennützig ist. Im Laufe der vielen Wochen nach Ostern, in denen ich Ihnen diese Newsletter geschrieben habe, habe ich viel Dank und Ermutigung von Ihnen erhalten, weiterzumachen mit der Fasten- oder Zuversichtsmail. Einige fragten auch, wie sie unsere Aktion unterstützen könnten. Es haben aber auch viele Menschen den Newsletter abbestellt, weil sie doch nur eine Begleitung für die sieben Wochen vor Ostern haben wollten. Wir haben darum Folgendes beschlossen: Ich werde diesen Newsletter noch bis Mitte Oktober fortsetzen. Dann beginnt die Vorbereitung für die nächste „7 Wochen Ohne“-Aktion mit einem neuen Motto und dem Verkauf des neuen Kalenders. Darum werden wir ab diesem Zeitpunkt eine Pause einlegen, damit das Neue werden kann. Ich möchte mich auch gern weiterhin an Sie wenden, allerdings erst wieder wöchentlich, wenn die nächste Fastenzeit beginnt.

Wie erwähnt ist einer der Gründe für diese Pause, dass ich der neuen Aktion Raum geben möchte und auch, dass wir befürchten, dass wir viele Leserinnen und Leser ermüden könnten. Darum möchte ich Sie heute konkret bitten, dass Sie dabei helfen, den Kreis der Abonnentinnen und Abonnenten dieses Newsletters wieder zu vergrößern. Ich weiß, dass viele von Ihnen die Fastenmail ohnehin an viele Menschen weiterleiten. Wenn diese Menschen alle die Fastenmail abonnieren würden, hätten wir die allerbesten Argumente dafür, Ihnen unser Angebot auch über die eigentlichen „7 Wochen Ohne“ hinaus zuzuschicken. Bitte helfen Sie mit und bitten Sie alle, denen unser Newsletter – auch im nächsten Jahr – guttun würde, ihn ebenfalls zu bestellen. Unter https://7wochenohne.evangelisch.de/fastenmail ist das ganz einfach möglich, und denken Sie daran: Bis wir in Pause gehen, sind es ja noch einmal sieben Wochen.

Ich grüße und danke sehr herzlich!

Ihr Frank Muchlinsky